CON:FUSION 2025: Resiliente Gemeinschaften
“Doing what’s right with what’s left.” Mutig handeln auf einem erschöpften Planeten.
Wie können wir einander dabei helfen, ein gutes Leben für möglichst viele mitten in einer Welt multipler Krisen zu ermöglichen?
Es kriselt an allen Ecken und Enden. Die einzelnen Krisen überlagern und verstärken sich gegenseitig. Klima, Demokratie und Wohlstand, Frieden und Menschenrechte, Gesundheit und intakte Ökosysteme sind zunehmend in Gefahr.
Angesichts all dessen nicht zu resignieren, ist eine gewaltige Aufgabe. Die Politik wirkt vielfach überfordert, die Zivilgesellschaft erschöpft. Etliche Kipppunkte sind höchstwahrscheinlich überschritten.
Bei Con:Fusion 2025 wollen wir überlegen, wie ein Leben nach der Maxime „doing what’s right with what’s left“ funktionieren kann.
Im Einzelnen fragen wir uns in diesen drei Tagen:
- Wie wappnen wir uns mental für den Druck, die Konflikte und die Verluste, die uns in den kommenden Jahrzehnten bevorstehen?
- Wo hat die Trauer einen Platz, und die Klage – die schon da ist, aber oft nur destruktiv als Wut verkleidet ein Ventil findet?
- Wo erkennen wir das Wirken Gottes – wie kann ein prophetischer Blick auf die Krisen und ihre Ursachen gelingen?
- Auf welche spirituellen Ressourcen der christlichen Tradition können wir zurückgreifen?
- Wie finden wir jenseits von Objektivierung und Ausbeutung ein neues Verhältnis zu Natur und Schöpfung?
- Wie werden wir gemeinsam handlungsfähig, auch wenn wir wenige sind und unser Einfluss begrenzt?
Als Ort haben wir diesmal Burg Rothenfels im Spessart gewählt. Sie ist seit über 100 Jahren Zentrum der Qucikborn-Bewegung, deren wohl bekanntester Vertreter Romano Guardini war.
13.-16. März 2025, Burg Rothenfels (Main-Spessart, Bayern)
Hier findet ihr das aktuelle Programm zum Download als PDF: 2025_Confusion Zeitplan.
Wir arbeiten zu drei Themensträngen:
– Metakrise und Zivilgesellschaft (Dagmar Begemann, Jaana Espenlaub)
– Theologie der Ermächtigung (Peter Aschoff)
– Psychologische Krisenreaktionen und Bewältigung (Elisabeth Summ)
Metakrise und Zivilgesellschaft
Gesellschaftliche Resilienz durch Zivilgesellschaft stärken (Dagmar Begemann)
Resilienz befähigt eine Gesellschaft, grundlegende Entwicklungen, die Krisen verursachen, zu erkennen und zu beantworten. Sie zu stärken verschiebt den Fokus weg vom Individuellen hin zum solidarischen Miteinander und geteilten Zukunftsvisionen.
Ausgehend von der Studie „Metakrise: Wie die Zivilgesellschaft zur gesellschaftlichen Resilienz beiträgt“ wollen wir uns in dem Workshop damit auseinandersetzen, welche zivilgesellschaftliche Rolle Kirche und Gemeinde einnehmen und in welchem Maß sie damit zur Steigerung der gesellschaftlichen Resilienz beitragen können. – Freitag, 10:30-12:00 Uhr.
Solidarisch preppen – Welche Kompetenzen brauchen wir? (Jaana Espenlaub)
„Wenn du etwas willst, was du noch nie gehabt hast, dann tu, was du noch nie getan hast.“ Neue Situationen verlangen neue Kompetenzen. In dem Workshop wird es darum gehen, Kompetenzen zu identifizieren, die wir jetzt und in Zukunft im Angesicht kollabierender Systeme brauchen werden. Wir beschäftigen uns dabei sowohl mit konkreten handwerklichen Fertigkeiten als auch mit der Frage nach neuen Narrativen oder sozialen Kompetenzen. Wir erkunden, welche Fähigkeiten bereits in der Gruppe vorhanden sind und welche wir noch gern aufbauen würden. Dabei unterstützen wir uns gegenseitig durch den Austausch von Informationen und Ressourcen. – Freitag, 16:30-18:00 Uhr.
Gemeinschaft – mit wem eigentlich? (Dagmar Begemann)
Die meisten denken beim Wort „Gemeinschaft“ zuerst an das Zusammenwirken von Menschen. Doch greift dieser Reflex heute nicht zu kurz?
Bruno Latour forderte bereits das „Parlament der Dinge“, ein Gedankengebäude, in dem auch „non-“ oder „more-than-humans“ als Akteure mitwirken. Indigene Denker*innen wie Robin Wall Kimmerer oder Vanessa Machado de Oliveira fordern einen radikalen Paradigmenwechsel hin zur Gemeinschaft allen Lebens und sehen in der Trennung von Mensch und Natur den Hauptgrund des Scheiterns der Moderne.
Sind wir bereit uns auf so einen radikalen Perspektivenwechsel einzulassen und unseren Gemeinschaftsbegriff zu weiten? Liegt darin eine Chance, lebensförderliches Wirken von Grund auf neu zu entwickeln. Dieser Workshop möchte Raum geben sich auf dieses Gedankenexperiment einzulassen. – Samstag, 10:30-12:00 Uhr.
Wo sind denn nun unsere resilienten Gemeinschaften? (Jaana Espenlaub)
Wo sind wir zugehörig? An welchen Orten können wir unsere Fähigkeiten einbringen und neue Kompetenzen entwickeln? Mit welchen Menschen und in welchen Netzwerken sind wir verbunden? In diesem Workshop wollen wir uns einmal die Gemeinschaften anschauen, in denen wir bereits aktiv sind. Gemeinsam reflektieren wir, inwiefern wir diese Gruppen als resilient erleben und welche Merkmale sie auszeichnen. Durch den Austausch von Erfahrungen und Geschichten wollen wir uns gegenseitig darin unterstützen, nicht allein zu bleiben und möglicherweise auch neue Gruppen und Netzwerke zu finden, in die wir uns einbringen können. – Samstag, 15:00-16:30 Uhr.
Theologie der Ermächtigung
Theologie der Ermächtigung (Peter Aschoff)
Die biblische Tradition wirft von Anfang bis Ende einen kritischen Blick auf die Machtverhältnisse unserer Welt. Wir machen einen kleinen Rundgang von der Urgeschichte über die Propheten bis zu Jesus und den apokalyptischen Texten beider Testamente. Ganz besonders nehmen wir Ohnmachtserfahrungen damals und heute in den Blick und fragen, welche Rolle der Glaube bei ihrer Überwindung spielen kann. Und was wir frommem Triumphalismus und christlichen Allmachtsphantasien entgegensetzen können, die im rechten politischen Spektrum Konjunktur haben. – Freitag, 10:30-12:00 Uhr.
Spiritualität des Engagements (Peter Aschoff)
Spiritualität findet nicht im luftleeren Raum statt. Sondern zwischen den Polen unserer Erdverbundenheit, Leiblichkeit und Verletzlichkeit auf der einen Seite, und auf der anderen den Mächten und Gewalten, die in Politik und Gesellschaft wirken und an uns zerren – äußerlich und innerlich.
Im Gegensatz zum landläufigen Vorurteil sind Mystik und Engagement keine Gegensätze, sondern ganz oft zwei Seiten der Medaille. Spiritualität bietet praktische Antworten auf die Frage: Wie behaupte ich meine Freiheit und Handlungsfähigkeit in einer Zeit, in der der Druck überall steigt? Und wie schütze ich mich davor, in diesen Spannungen hart und aggressiv zu werden? – Samstag, 10:30-12:00 Uhr.
Psychologische Krisenreaktionen und Bewältigung
Erfahrungsraum
Die reale Bedrohung durch die globalen Veränderungen der Klimakrise beeinflusst massiv unser körperliches und seelisches Wohlbefinden.
Wie gehen wir mit dem anhaltenden Gefühl der Bedrohung um? Wo finden wir einen Raum, wo Klimagefühle gehalten und beantwortet werden dürfen?
Im dauerhaft offenen Erfahrungsraum wollen wir Ausdrucksmöglichkeiten für die Vielfalt an Klimagefühlen schaffen, unsere eigenen Coping- und Vermeidungsstrategien im Umgang mit der Klimakrise reflektieren und mittels individueller Zugangsweisen, unserer Kreativität und dem gemeinsamen Austausch die Emotionsregulation fördern, um in die Verarbeitung und ins Handeln zu kommen.
Selbsterfahrung mit Klimagefühlen (Elisabeth Summ)
Klimagefühle sind nichts, was wir „wegtherapieren“ sollten, vielmehr gilt es einen resilienten Umgang mit den Gefühlen zu erlernen. Menschen, die sich mit den multiplen Krisen emotional auseinandersetzen, berichten, dass sie erst durch ein „tiefes Tal“ gegangen sind, an einem bestimmten Punkt dann aber einen Zustand der Akzeptanz und inneren Befreiung erlebten. Dieser Zustand wird auch als „Kollapsbewusstsein“ bezeichnet. Der Workshop bietet die Gelegenheit, mit Hilfe verschiedener Methoden (Stuhldialog, Aktivierung vonc Selbstmitgefühl) in der Gruppe Gefühle zu teilen und einen resilienten Umgang damit zu finden. – Freitag, 16:30-18:00 Uhr.
Resiliente Gemeinschaft 2040 (Elisabeth Summ)
Das Wirtschaftswachstum wird 2040 seinen Höhepunkt erreichen und dann rapide zurückgehen, wenn keine größeren Veränderungen beim Ressourcenverbrauch vorgenommen werden. Ein schleichender Prozess des Zerfalls und gesellschaftlichen Zusammenbruchs wird in Gang gesetzt, Grundbedürfnisse wie Wasser, Nahrung, Gesundheit, Energie und Sicherheit für die Bevölkerung werden dann nicht mehr gesetzlich gewährleistet werden (Club of Rome, 2021). In diesem Workshop wollen wir „im Sinne einer solidarischen Vorbereitung auf kommende Krisen“ eine Collage zum Thema „Resiliente Gemeinschaften 2040“ entwickeln. – Samstag, 14:30-16:00 Uhr.
Das Con:Fusion-Team:
Dr. Peter Aschoff, Evangelischer Theologe, Nürnberg
Dagmar Begemann, Dipl. Sozialpädagogin, Naturritualbegleiterin, Lemgo
Jaana Espenlaub, Dipl. Theologin, Germanistin, Advocacy-Arbeit für Bildungsgerechtigkeit, Stuttgart
Daniel Hufeisen, Theologe und DJ, Fürth
Dr. Johanna Leicht, Pädagogin, Leipzig
Dr. Elisabeth Summ, Psychologische Psychotherapeutin, Erlangen